Der Kakao begleitet Eustaquia Morena, 58, schon von Kindesbeinen an. In eine Familie von Kakaobauern hineingeboren, bewirtschaftet sie heute zusammen mit ihrem Mann eine Parzelle von drei Hektaren in der Nähe von Yamasà in der Dominikanischen Republik. “Ich arbeite gerne mit Kakao“, sagt sie. „Das habe ich mein ganzes Leben lang gemacht.“
Einen Teil ihrer Arbeit erledigt Eustaquia zu Hause, wo sie frische Kakaobohnen von Bauern aus der Gegend erhält. Ansonsten arbeitet sie zusammen mit ihrem Mann auf der eigenen Kakaoparzelle. Das bedeutet: früh aufstehen, die Werkzeuge vorbereiten, das Futter für die Pferde und das Essen für die Arbeiterinnen und Arbeiter einpacken. Der Fussweg vom kleinen Dorf La Parcela bis zum Kakaogarten dauert eineinhalb Stunden. „Wir besitzen mehr Land als die meisten andern Bauern hier“, erklärt Eustaquia. „Doch unsere Parzelle liegt weit weg und es kostet viel Mühe, hin und zurück zu kommen.”
Um die Bäume zu schneiden, Unkraut zu entfernen oder Setzlinge anzupflanzen, benutzen die Männer einfache Macheten. Die Pflege und Verjüngung ist wichtig, um den Ertrag zu verbessern. Bei der Ernte werden die hochhängenden Mazorcas (Kakaoschoten) mit einem Messer, das an einem langen Holzstab befestigt ist, von den Kakaobäumen geschnitten. Die Männer und Frauen öffnen jede Schote mit einer Machete, entnehmen Fruchtfleisch sowie Kakaobohnen und füllen alles in Säcke. Zur Mittagszeit kocht Eustaquia das Mittagessen, dann kehren alle an ihre Arbeit zurück. Am Abend werden die schweren Säcke auf die Pferde geladen und es geht wieder anderthalb Stunden zurück ins Dorf, wo Eustaquia Hausarbeiten erledigt und das Abendessen zubereitet. „Die Pferde sind sehr wichtig für uns. Ohne sie könnten wir die Bohnen nicht über eine so weite Strecke transportieren“, sagt sie. „Wir besitzen ein Pferd und mieten bei Bedarf ein weiteres.“
Da einige Kakaoschoten das ganze Jahr über reifen, besuchen Eustaquia und ihr Mann den Kakaogarten mindestens alle zwei Wochen. Dort ernten sie nebst Kakao auch Orangen, Bitterorangen, Zitronen, Bananen, Kochbananen, Brotfrucht, Avocado, Yamswurzeln und Taro, die zwischen den Kakaobäumen wachsen. Die Haupternte des Kakaos erfolgt jedoch von März bis Juli – und fällt genau auf die Regenzeit, was die Ernte erschwert und das Krankheitsrisiko erhöht. Die zweite Ernte zwischen Dezember und Januar fällt deutlich kleiner aus. Der Kakaogarten von Eustaquia wirft im Durchschnitt rund 600 Kilogramm Kakaobohnen pro Hektar ab.
In ihrer Freizeit geht Eustaquia dreimal pro Woche in die Kirche und entspannt sich zu Hause mit ihrem Mann. An den Wochenenden kommen oft ihre beiden Töchter mit deren Ehemännern und den fünf Enkelkindern zu Besuch. „Eine Tochter lebt in der Hauptstadt und studiert Informatik, die andere lebt im Nachbardorf und lernt Buchhalterin. Beide Töchter besitzen ebenfalls kleine Kakaoplantagen, die sie von meinem Mann und mir erhalten haben.“ Die Familie spielt eine grosse Rolle im Leben von Eustaquia. Sie kommt oft zusammen, beispielsweise um Geburtstage und wichtige Feiertage zu feiern wie Semana Santa, Weihnachten und Neujahr mit einem traditionellen Abendessen aus Bohnen, Reis, Maniok und Kochbananen mit Rindfleisch, Schweinefleisch oder Huhn.
Nach einem ganzen Leben im Kakaoanbau ist Eustaquia überzeugt, dass der ökologische Landbau die Gesundheit und den Lebensunterhalt der Bauern verbessert. „Wir erhalten eine Prämie für den Bio-Kakao, die für unser Einkommen wichtig ist und es uns ermöglicht, wiederum zu investieren“, sagt sie. „Das Wichtigste ist aber, dass wir die Umwelt nicht vergiften und gesunde Produkte anbieten können.“
Eustaquia Morena ist Mitglied einer regionalen FUNDOPO Produzentenorganisation. Diese beliefert PRONATEC über deren Tochtergesellschaft YACAO seit 1999 mit biologisch produziertem und fair gehandeltem Kakao aus der Dominikanischen Republik. Von anfangs 84 Familien im Jahr 2000 ist die Gemeinschaft auf über 2400 Kleinbauern gewachsen. Mit der Fair-Trade-Zertifizierung haben sich die Arbeits- und Lebensbedingungen der Kleinbauern und ihrer Familien nachweislich verbessert.